Belgische Biere gehören zu den vielfältigsten und renommiertesten der Welt. Die belgische Brautradition reicht dabei bis ins Mittelalter zurück, als unter anderem Klöster begannen, Bier zu brauen. Diese Klosterbiere, von denen heute einige als Trappistenbiere weltberühmt sind, prägten die belgische Bierkultur nachhaltig. Diese wurde 2016 sogar von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe ernannt – ein Zeichen für die Bedeutung, die Bier in Belgien für die Gesellschaft und Kultur hat.
Unter dem Begriff „belgische Biere“ sind folgende Bierstile die bekanntesten: Kriek (Lindemans - Kriek), Lambic, Gueuze (Lindemans - Gueze), Dubbel, Trippel, Quadrupel (La Trappe - Quadruppel), etc.
Ein Lambic ist beispielsweise ein Bierstil bei dem durch Spontanvergärung (wilde Hefestämme, Milchsäurebakterien, etc. in der Luft) die Fermentation im Brauprozess einsetzt. So entsteht ein leicht säuerlicher Biergeschmack. Brüssel ist die bekannteste und wichtigste Region hierfür.
Krieks sind Biere, welche sich durch den Einsatz von Kirschen im Brauprozess auszeichnen.
Auch eine Gueuze ist ein bekannter belgischer Bierstil, bei welchem sich der experimentelle Drang deutlich zeigt. Hierbei werden ältere und jüngere Lambic-Biere miteinander vermischt werden.
Maßgeblich für die Biervielfalt ist aber auch die lange Tradition der belgischen Biere. So brauen seit mehreren Jahrhunderten Mönche unter anderm in Trappistenklöstern ihr berühmtes Trappistenbier. Nur Biere, die die harten Richtlinien einhalten, dürfen das Qualitätslogo „Authentic Trappiste Product“ tragen. Aktuell gibt es weltweit nur noch 10 Trappistenbrauereien, die offiziell ihr Bier Trappistenbier nennen dürfen. Darunter sind die 5 belgischen Brauereien Chimay, Rochefort, Westmalle, Westvleteren und Orval und die beiden niederländischen Brauereien La Trappe und Zundert. Biere, die nicht mehr in Klöstern gebraut werden nennen sich Abteibiere. Sie stehen “nur” in der Tradition der Abteien, werden aber inzwischen in “weltlichen” Brauereien hergestellt. Das bekannteste Beispiel ist Leffe, das nicht mehr in der Abtei in Dinant sondern von vom weltweit größten Braukonzern, der belgischen Anheuser-Busch InBev Gruppe, gebraut wird.
Mit über 1.500 verschiedenen Sorten bieten sie eine außergewöhnliche Vielfalt an Geschmacksrichtungen, Stilen und Brautraditionen. Belgien ist weltweit bekannt, nicht nur für die beeindruckende Vielfalt an Bierstilen, die von mild bis extrem komplex und intensiv reichen, sondern auch durch den experimentellen Ansatz in der Braukunst. So finden sich in Belgien schon seit langer Zeit Biere mit Kräutern, Gewürzen, Früchten und in jüngster Zeit sogar mit Kaffee oder Schokolade, die mit speziellen Fermentationsarten und Fassreifungen gebraut werden.
Im Allgemeinen zeichnen sich belgische Biere auch durch ihren hohen Alkoholgehalt aus. Dies lässt sich auf ein früheres Gesetz zurückführen, das den Spirituosenausschank verbot. Die Belgier brauten aus diesem Grund Biere mit hohem Alkoholgehalt, um das Gesetz zu umgehen und die Spirituosen zu ersetzen.
Belgische Biere lassen sich hervorragend mit Speisen kombinieren. Ein Dubbel passt wunderbar zu Schmorgerichten und Wild, während ein Witbier mit Fisch oder Salaten harmoniert. Lambic-Biere eignen sich gut zu Käse oder fruchtigen Desserts. Die feinen Aromen der Biere bieten unzählige Möglichkeiten für spannende Foodpairings.
Belgisches Bier ist nicht nur aufgrund seiner Vielfalt und Komplexität besonders – es verkörpert eine lange Tradition und eine einzigartige Herangehensweise an das Brauen. Jedes Bier erzählt seine eigene Geschichte, sei es ein kräftiges Trappistenbier, ein spritziges Witbier oder ein außergewöhnlich gereiftes Gueuze.
Vielfalt im Glas, Tradition im Herzen, und jeder Schluck ein Fest für die Sinne!